Christoph Plett: Open-Air Lesung mit Schriftsteller Henning Ahrens auf dem Acanthus-Hof in Klein Ilsede

Jul 07, 2022

Etwa 100 Gäste werden von Henning Ahrens, der aus seinem Roman „Mitgift“ vorliest, gedanklich in die Zeit kurz um das Ende des Zweiten Weltkriegs mitgenommen – am Originalschauplatz in Klein Ilsede!

Zu einer Lesung auf dem vormals elterlichen Hof von Schriftsteller Henning Ahrens haben der Geschäftsführer des Klein Ilseder Acanthus-Hofes, Tristan Plew, und ich gemeinsam auf den Acanthus-Hof eingeladen. An einem lauen Sommerabend, begleitet von den Lauten des Storchs, begrüßt Henning Ahrens die etwa 100 Gäste zu dieser für ihn besonderen Lesung. Denn anders als sonst, haben die Zuhörer einen Bezug zu dem Ort.

Der Roman „Mitgift“ erzählt die Geschichte der Familie Leeb, die den Hof über sieben Generationen bewirtschaftet hatte. Die handelnden Personen des Romans haben einen starken Bezug zur eigenen Familie des Autors. Er selber habe erst mit dem Verkauf des Hofes von der vielschichtigen Geschichte der Familie erfahren. Aus den Dokumenten und Tagebüchern, die sein Großvater während des 2. Weltkriegs schrieb, seien Teile des Romans entstanden, so berichtete es Henning Ahrens am Abend der Lesung. Der enge familiäre Bezug des Romans zu den Protagonisten wird besonders deutlich in der Widmung an seinen Vater Heinrich Ahrens, der von 1931 bis 1989 auf dem Hof lebte.

Im Rahmen der Lesung aus seinem Roman liest Ahrens aus drei Kapiteln, die in der Zeit kurz vor dem Kriegsende spielen. Im Kapitel „Kacke am Dampfen“ geht es um die Sorge, was denn passieren würde, wenn die Alliierten die Waffen und auch die Bilder des Führers finden würden. Das Publikum kann die Jauche der Grube fast riechen, in der die resolute Magda Leeb alle verdächtigen Gegenstände werfen lässt. Auch die Ermahnungen an die Mitarbeiter auf dem Hof, ihre Anweisungen zu befolgen, schallen förmlich in den Ohren der Zuhörer wieder.

Die Bildhaftigkeit aus dem Kapitel „Wilhelm Leeb junior und das Schützenfest“ lässt das Publikum an der einen oder anderen Stelle schmunzeln, denn die Sorgen des Krieges sind vergessen, die Dialoge verdeutlichen dies.

Ahrens wandelt in seinem Roman zwischen den Zeiten von 1755 und 1962, nimmt die Zuhörer aber stets mit, wenn er vom Gummiwagen aus lesend über die Entstehung des Romans berichtet. Wichtig ist ihm, dass es sich um fiktive Personen handelt, die natürlich einen Bezug zu seiner Familiengeschichte haben. So wird die Strenge seines Großvaters deutlich, ebenso die resolute Art seiner Großmutter. Der Roman endet dann auch 1962, denn Rückschlüsse auf noch lebende Personen sollen nicht gezogen werden.

Der Hof von Henning Ahrens hat eine bewegte Geschichte hinter sich, die aber nicht mit dem Verkauf des Hofes aus dem Besitz der Familie vor einigen Jahren zu Ende gegangen ist. Vielmehr ist mit den neuen Bewohnern des jetzigen Acanthus-Hofes auch neues Leben eingezogen, sodass der Hof auch in Zukunft bewegte Zeiten erleben wird.

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